Sport

Happy End für Köstritzer Tim Wehner

Der 15-jährige Tim Wehner vom LAV Elstertal Bad Köstritz holt bei den Deutschen U 16-Meisterschaften Silber über 80 m Hürden. Foto: Jens Lohse

Erschienen am 19.08.2024| Jahrgang: NG 17/24

Von Jens Lohse

Gera (NG). Tim Wehner hatte die Qual der Wahl. Über 100 m, 80 m Hürden, 300 m und 300 m Hürden gehörte das Leichtathletik-Talent vom LAV Elstertal Bad Köstritz vor den Deutschen U 16-Meisterschaften in Koblenz zu den Top Ten der DLV-Jahresbestenliste seiner Altersklasse. In Absprache mit den Trainern entschied er sich für die beiden kurzen Strecken. Dass nicht alle Träume bei seinen ersten nationalen Titelkämpfen in Erfüllung gehen würden, war angesichts der besonderen Atmosphäre bei deutschen Meisterschaften eigentlich von vornherein klar.
Eine Silbermedaille brachte der 15-Jährige mit nach Hause, der in Pölzig wohnt, bisher in Ronneburg die Schule besuchte und in Bad Köstritz trainierte. „Damit bin ich sehr zufrieden. Der Druck war enorm groß und lastete nach den verpatzten 100 Metern auf mir. Das habe ich richtig gespürt" erzählte er, der in den erlesenen Starterfeldern stets der Kleinste und Dünnste war, körperlich also noch über große Reserven verfügt.
Eigentlich wollte Tim Wehner schon über die 100 m auf dem Podest stehen. Seine Bestzeit hatte er in diesem Jahr auf 11,18 s gesteigert, war in Gotha bei den Thüringer Meisterschaften bei unzulässigem Rückenwind (2,4 m/s) sogar schon 10,84 s gelaufen. „Vor dem ersten Vorlauf war die Anspanung bei mir enorm. Ich war so nervös, so aufgeregt. Das kann man gar nicht in Worte fassen. Ich saß im Startblock und konnte nicht mehr. Ich musste rausspringen, was natürlich als Fehlstart gewertet wurde. Damit war ich disqualifiziert", erklärte der 15-Jährige seinen Fauxpas. Sportlich wäre das Erreichen des Endlaufs wahrscheinlich kein Problem gewesen. Der Laufsieg ging in 11,48 s weg. 11,61 s hätten gereicht, um sich über die Zeit für das Finale zu qualifizieren. Doch alle Erklärungsversuche waren überflüssig. Es hieß, die Sache möglichst schnell und rückstandslos abzuhaken, sich auf die 80 m Hürden zu konzentrieren. „Herr Strobel hat mir einen Zettel mitgegeben, worauf ich mich konzentrieren soll. Da standen banale Dinge drauf wie ´Im Startblock ruhig bleiben!' oder ´Erst nach dem Schuss loslaufen!' Das hat mir aber geholfen, wenngleich über die Hürden natürlich viel mehr passieren kann als im Flachsprint", erzählte Tim Wehner, der sich als Vorlaufschnellster in 10,47 s in persönlicher Bestzeit und mit Thüringer Altersklassenrekord fürs Finale qualifizierte. Auch dort hielt er der Nervenbelastung stand. „Obwohl ich als Letzter aus dem Startblock gekommen bin, war ich an der ersten Hürde vorn mit dabei. Nur der Chemnitzer Jamiel Kurzawa war schon weg. Den Rückstand zu ihm konnte ich noch etwas verkürzen, aber nicht mehr wettmachen. 10,60 s und die Silbermedaille können sich trotzdem sehen lassen", so der Schützling vom Köstritzer Heimtrainer Horst Krinke.
Seit Schuljahresbeginn ist Tim Wehner am Jenaer Sportgymnasium, wo er zwar an Schule und Training teilnimmt, nicht aber im Internat wohnt. „Ich muss mich wohlfühlen, brauche mein gewohntes Umfeld. Das ist mir wichtig", nimmt er auch die täglichen Fahrten zwischen Pölzig und Jena in Kauf. Jetzt bereitet sich der 15-Jährige erst einmal auf die Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften vom 23. bis 25. August in Hannover vor. Ein Top Ten-Platz ist dort sein Ziel. Und einfach mal aus dem Startblock zu springen, das wird ihm wohl in seiner hoffentlich noch langen Laufbahn nicht so schnell wieder passieren.

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